31. März 2021

Schwere Dosenkost

 

Der Vater meines damaligen Freundes war allein zu Haus. Seine Frau war für eine Woche im Urlaub, und hatte ihm soweit schon alles vorbereitet: Klamotten für die Arbeit rausgelegt; eine Liste geschrieben was er wo findet; Essen vorbereitet. 

Doch an dem Abend, als mein Freund und ich ihn besuchten (mein Freund wollte sichergehen, das es seinem Vater gut ging) saß er ratlos in der Küche. Auf dem Herd stand ein Töpfchen, in dem eine Dose "Spaghetti in Tomatensoße" stand. 
"Das wird einfach nicht warm," sagte er, als wir die Küche betraten. "Ich habe die Dose jetzt seit einer Stunde im Topf, aber die wird nicht warm."
Der Topfboden war mit ein wenig Wasser bedeckt, und die Dose mittlerweile geöffnet.
"Papa," sagte mein Freund, "du musst die Nudeln in den Topf kippen."
"Die sind doch im Topf," lächelte der Vater unbeholfen.
"Ja, Papa, aber du musst die aus der Dose in den Topf kippen, dann werden die warm."
"Ach so! Ja, deine Mutter hat nur geschrieben, das ich die Dose mit etwas Wasser warm machen soll... " sagte er.

Mein Freund wärmte ihm dann die Nudeln auf. Damals konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Aber um seinen Vater zu erklären: er war sehr unbeholfen, denn er war absolut und über alle Maßen unselbständig. Ein wirklich liebenswerter Mensch, aber total verschroben. Woher sollte der auch wissen, das man den Inhalt der Dose erwärmt, nicht die Dose? 😉

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